Ab durch die Hecke – Das Märchen? von der Lichtmeß
Geschichte mal anders
Es war einmal, als das Wünschen noch geholfen hat – jedenfalls glaubte man daran – und als die Winter noch richtige Winter waren. Quasi vor der Klimaerwärmung. Es war, wie jedes Jahr, an der Zeit, den Prinzen und die Prinzessin der Lichtstube zu wählen. Wer würde es diese Jahr sein? Gerüchte gingen um.
Der Hexe Baba Jaga wuchsen indes schon richtige Eiszapfen an der Nase. Die Winter damals waren noch richtig kalt. Brrrr….bitter kalt. Mühsam kaute die Hexe mit ihren restlichen zwei Zähnen auf einer Mohrrübe, die sie dem Schneemann Fritz stibitzt hatte. Was sollte Fritz auch tun? Er war den Umgang mit russischen Hexen nicht gewohnt. Und die einheimischen Hexen waren schon lange in Richtung Mellrichstadt verschwunden.
Die Sterne leuchteten hell. Die Umwandlung in rote sowjetischen Sterne war noch nicht gelungen und Juri Gagarin sollte erst später die Erde umkreisen. Bangen Herzens schauten sich die Jugendlichen von Jüsse in dieser Nacht um. Eigentlich immer, wenn sie nach der Arbeit den Lichtstuben zustrebten. Jede Jugend hat ihre Geheimnisse. Vielleicht auch, um zu sehen, ob gerade ein russischer Jeep um die Ecke bog? Dann geschah es, man hatte eine neue Obrigkeit erwählt.
Aber der neue Prinz und seine Prinzessin waren betrübt. Sie jammerten jeden Tag herzzerreißend: „Ach, wenn wir doch eine Lichtmeß hätten!“ Man wünschte sich eine Lichtmess. Ein tolles Treiben, das es noch nicht gegeben hatte. Mit Spielmannszügen, Narren, Pferden und Strohbären. Jedoch ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung.
Das war damals vor ziemlich genau vor 69 Jahren. Seither ist viel Wasser die Jüchse nach Neubrunn heruntergeflossen. Und wieder haben wir „Märchenhafte“ Zeiten. Längst vergessen sind Briefe, Boten, Kuriere und Botschaften. Auch in den Zeiten von Google und Facebook kann ein Fehler passieren….oder waren es die bösen Zwerge die man Hacker nennt. Etwas genaues weiß man nicht. Jedenfalls trug es sich zu, dass eines Tages die Prinzessin von einer guten Fee Besuch bekam und zu ihr sprach: „Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr ins Land geht. Du wirst eine Lichtmeß bekommen.“
So geschah es. Das Prinzenpaar bekam eine kleine Lichtmeß. Die war so schön und kunterbunt, dass der Prinz vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein großes Fest veranstaltete. „Ich hole meine Gebrüder Grimm. Alle sollen kommen und feiern.“ sagte er und lud seine große Familie, Freunde und Bekannte ein. Auch den 12 weisen Zauber-Feen lies er eine Einladung zukommen, damit sie der neugeborenen Lichtmeß gewogen wären.
Der kleine Mann, weit im Osten hat seine Spione und Agenten überall. Es muss nicht so gewesen sein, aber es KANN so gewesen, dass so die Einladung an die wichtige 13te Fee abhanden kam. Der Farbfilm wurde schließlich auch vergessen. Aber vielleicht war sie auch nur eine Spionin von ihm?
Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, Champagner im Überfluss. Die 11 weisen Feen schenkten der neugeborenen Lichtmeß – Schönheit, Ideenreichtum, Farbenfreudigkeit und alles, was man für einen gelungenen Karneval so benötigte.
Jedoch der kleine Mann, weit im Osten, lief derweil in seinem großen Palast auf und ab und murmelte vor sich hin: „Nu Pagadi…keiner soll sich freuen, wenn ich mich nicht freuen kann.” Als die elfte Fee gerade ihren Spruch beendet hatte, trat plötzlich die dreizehnte herein. Die Fee wollte Rache dafür, dass man sie vergessen und nicht eingeladen hatte. Sie schrie mit aggressiver Stimme durch den Raum: „Die Lichtmeß soll an ihrem 67. Geburtstag einer Pandemie, nie da gewesenen Ausmaßes zum Opfer fallen und sterben. SARS-CoV-2 komme über euch!“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich die dreizehnte Fee auf dem Absatz um und verließ das Fest.
Nach der anfänglichen Schockstarre trat die zwölfte Fee hervor, die ihren Wunsch noch nicht ausgesprochen hatte und wünschte der unschuldigen Lichtmeß: „Es soll kein endgültiger Tod sein, sondern nur ein zweijähriger Schlaf.“
Der Prinz, der sein liebes Kind vor dem Unglück bewahren wollte, lies den erfahrensten Heiler, den er in seinem Reich fand, zum Gesundheitsminister ernennen. Denn Karl hatte noch immer Rat gewusst. So wurden im Laufe der Jahre alle Keime, Bakterien und Viren aus dem Prinzenreich verbannt. Glaubte man jedenfalls. Aber gegen Neid und Missgunst war kein Kraut gewachsen.
Die Lichtmeß entwickelte sich prächtig. Sämtliche Gaben der weisen Feen wurden erfüllt. Die Lichtmeß war schön, freundlich und eine Freude für alle Menschen. Jedermann, der sie besuchte musste sie liebgewinnen und kam gerne wieder. Außer für den, der sich halt nicht freuen kann.
Doch an dem Tag, als die Lichtmeß 67 Jahre alt werden sollte, geschah das Unglück. Die Hexe von „Hänsel & Gretel“ hatte gerade ihr Knusperhäuschen auf einen Mc Drive umgerüstet, als durch Unachtsamkeit des neuen Gesundheitsministers oder einer gezielten Sabotage, man weiß es nicht genau, der SARS-CoV-2 Virus den Weg ins Land fand. Der Virus, von dem keiner wusste, ob es ihn wirklich gab und dessen Name keiner aussprechen durfte, sollte sämtliches Leben in Jüsse lahm legen.
Corona – dos is gwiss, für die Lichtmeß a mächtges Hindernis.
Ab diesem Augenblick fiel die Lichtmeß und das ganze Prinzen-reich in einen tiefen Schlaf. Man hätte fast glauben können, es wäre wie in dem bösen Märchen. Es schliefen der Prinz und die Prinzessin, der komplette Hofstaat, aber auch alle Pferde, Hunde und sämtliches Getier. Das Leben war komplett zum Erliegen gekommen. Selbst der Wind hörte auf zu wehen.
Die Sage, von der wunderschönen schlafenden Lichtmeß verbreitete sich rasch im ganzen Land und über die Ländergrenzen hinaus. Man konnte es nicht verbergen. Auch wenn manche es zu gern gewollt hätten. Böse Hexen, Leute die sich nicht mehr freuen können und kleine Männer, die in Palästen auf und ab gehen.
Am letzten Tag im Januar zog ein seltsam merkwürdig zwielichtiger Wicht durch das Dorf. Man nannte ihn Pinocchio. Mehr sagte er nicht. Weder woher er kam oder weder was er hier wollte. Er sprach mit falscher Zunge. Die Jüssemer sollten glauben, es wäre wie immer, aber es sollte nicht so sein. Er kam als verkleideter Prinzensohn, der die Lichtmeß zum neuen Leben erwecken wollte. Doch er konnte die Lichtmeß nicht zum Leben erwecken. Niemanden war es möglich, das Netz der Pandemie-Maßnahmen, alias den Band des bösen Fluches zu durchbrechen. Das Netz der Lügen war wie eine Dornenhecke, fest und undurchdringlich. Zwei Jahre dauerte das schon an.
Einen zu belügen und zu betrügen ist möglich, aber alle ist unmöglich.
Pinocchio versuchte daraufhin jede Menge Lügen über die Lichtmess zu verbreiten, die immer noch friedlich schlummerte. Nun suggerierte er Angst, wie andere auch Angst hatten. Dass die Lichtmeß aufwacht und sich erheben könnte. Mit Narretei und Lustig-sein und Strohbären.
Darauf hin brachte man Jüsse blankes Entsetzen und Entrüstung entgegen. Der übliche Herdentrieb nach dem Motto “Ohgottohgott, wie konnten die nur“, setzte ein. Viele glaubten die verrückten Lügen der Langnase, doch einige hegten auch Misstrauen. Schließlich kannte man Pinocchio und „die Bratwurst-Esser“ bzw. die, die Bratwurst Prämie aufgegessen haben. Hatte nicht Rapunzel auch gelogen? Sie trug nur Extensions. Tjaaa und der Prinz war nach dem Versuch, Rapunzel zu retten, tot. Wem kann man noch glauben? Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen. Die Renten sind sicher. Keine Waffenlieferung ….
Nach etwa zwei Jahren war das schwerste überstanden und die Zeit war gekommen, dass auch der Wunsch der letzten Fee in Erfüllung gehen sollte. So wie jedes Jahr der Frühling kommt, wachten auch die Narren und Närrinnen wieder auf. Auf den Asphalt der Straßen erschienen Botschaften, gemalt mit Kindermalkreide: „Vergesst den Kummer, vergesst das Leid. Freud euch auf die Lichtmeßzeit.“
Auf anderen Straßen konnte man lesen: „Raus aus dem Dornröschenschlummer, auf zur 69. Lichtmeßnummer!“ So als ob nichts gewesen war, erwachten die Narren.
Ein tausendjähriger Schlaf dauert manchmal nur 2 Jahre.
Und dann war es soweit. Der Prinz und die Prinzessin sowie der gesamt Hofstaat erwachten zuerst. Dann standen die Pferde, Hunde, Tauben und alle Tiere wieder auf und sprangen fröhlich umher. Die Fliegen an den Wänden krochen weiter und der Wind begann zu wehen.
Die Hochwohlgeborenen gingen voran, und ihr närrisches Volk folgte ihnen. Frohen Mutes, dass so etwas nie wieder passieren würde. Und ein kleiner Mann, weit im Osten ärgerte sich in seinem Palast und schickte seine dreizehnte Fee in ein Land, was man Sibirien nennt.
Ein prächtiger Lichtmeßumzug fand daraufhin statt, um das brechen des Fluches gebührlich zu feiern. Und wie es auch war, strömten die Leute zur 69. Lichtmeß. So prunkvoll, dass es in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Es kamen viele Menschen und es herrschte eine großartige Harmonie!
Alle waren froh, es ist vorbei, das Leid und Weh.
Wir freuen uns, laden alle dazu ein, Lichtmeß Ohe!
Und wenn sie nicht gestorben sind, so feiern sie noch heute. Denkt immer daran: „Lichtmeß in Jüsse freut jung und alt. Dagegen macht auch nichts, nicht mal die Staatsgewalt.“
So jetzt gehe ich mit meinem Körbchen und dem Wein in den Wald. Genug „Geschichte“ für heute. Auch wenn die meisten heute den Weg ins Kulturhaus einschlagen. Gehabt euch Wohl und bleibt mir treu,
eure Lissy
Nachfolgend ein paar Impressionen vom heutigen Lichtmeßumzug, der nach zwei Jahren endlich wieder stattfinden konnte. Die Lügengeschichte, die Pinocchio erzählte, könnte ihr hier nachlesen. Sie hat am 31.01.2021 tatsächlich stattgefunden und tauchte in vielen Bildern beim heutigen Umzuges wieder auf.